Party und Parade mit Herz und Fröhlichkeit

Wenn´s um die schöne Geschichte geht, lassen Gladbachs Schützen ihrer Phantasie freien Lauf. Deshalb ist die Inszenierung zum Stadtschützenfest am 8. September September zwar historisch angelegt, aber durchaus mit einem Schmunzeln zu betrachten. Ihren fest gebuchten Hauptdarstellern (Norbert Bude und Barbara Gersmann, in Brauchtum und Politik als sattelfest bekannt) lässt der Bruderrat diesmal die freie Wahl: Die Beiden dürfen aufreiten, entweder als das legendäre Gladbacher Gründerpaar Balderich und Hitta, oder als die flunkernden Spaßmacher Münchhausen und Eulenspiegel. Der Kostümfundis gibt Beides her. Die Botschaft ist ähnlich und orientiert sich am Barden Robert Blanco, der einst lautstark sang: „Ein bisschen Spaß muss sein.“ Dazu kommt das Musikversprechen, diesmal von Sangeskommandeur Tony Marshall formuliert: „Heute hau´n wir auf die Pauke“.  

Das tun die versammelten Musikgruppierungen (elf an der Zahl) tatsächlich. Am 7. und am 8. September wird mit Pauken und Trompeten, mit 2500 Schützen und erwarteten 30.000 Besuchern Stadtschützenfest gefeiert. Im Herzen der Stadt, wo der Balderich steinern vor dem Rathaus steht und  in karolingischer Zeit die erste Kirche entstand,  versammeln sich die Bruderschaften aus Stadt und Land. Ihr Fest ist eine wunderbare Mischung aus Tradition und  Tamtam, aus Party und Parade, so beschreibt es Schützenchef Horst Thoren. Der will mit der Truppe „Auf Zack im Frack“, in der alle besonders heimatverbundenen Stadtpromis verbandelt sind, den Festzug der Schützen zum Geburtstagsumzug für die ganze Stadt machen. Thoren sagt: „Vor 50 Jahren wurde ganz groß die 1000 Jahr-Feier begangen.“ Jetzt legt das Brauchtum einen drauf.  Das Jubillieren übernehmen die Schützen, die frommen Worte zur zweiten, der benediktinischen Gründung von 974 spricht Propst Peter Blättler, der Hausherr im Gladbacher Münster, dessen Grundstein durch Abt Sandrad vor 1050 Jahren gelegt wurde. Wem das alles zu kompliziert ist, dem sei die Kurzbotschaft zum Stadtschützenfest als Maßgabe frohen Miteinanders empfohlen: Wir feiern das Leben, uns selbst,  die Tradition und Gladbachs Gen der Gastlichkeit.

Den Durst der Feiernden n wollen die Altstadtwirte löschen, die eigens eine Festgesellschaft gegründet haben und die Bühne am Alten Markt an drei Tagen (6. bis 8. September) bis in die Nacht bespielen: Spanische Klänge am Freitag, am Samstag die Band „Just is“  und die kölschen „Rabaue“. Das Ganze nennt sich Altstadt Open Air und macht den Alten Markt (von St. Vith bis zur Markthalle) zur Partyzone und erweitert die Tagsüber-Folklore der Schützen mit einer nächtlichen Note.  Das Stadtschützenfest, als Gladbacher Schützenfest erstmals 1836 in bürgerlich-liberaler Tradition begangen), bietet für OB Felix Heinrichs und Bezirksbundesmeister Horst Thoren beste Gelegenheit für das weltoffene, multikulturelle Gladbach zu werben. Darin sich die beiden Brauchtumsfreunde einig: Diese Stadt lebt von der Vielfalt, Brauchtum ist ein Einladung an alle. 

Zum Fest ziehen deshalb auch Schützen und Marketinggesellschaft, Altstadtwirte und Altstadtinitiative an einem Strang. Deshalb gibt es neben Vogelschuss und Platzkonzert (Samstag, 7. September, 15 Uhr), Krönungsmesse (Sonntag, 8.. September, 13.45 Uhr) und Schützenaufzug (Sonntag, 8. September, 15.30 Uhr) immer wieder alternative Angebote, Antikmarkt am Dicken Turm und Schlemmermeile am Markt, Party nach Parade und Zapfenstreich. Der Spaß an der Freud‘ soll möglichst viele in die Stadt locken, so sagen es die vereinten Gastgeber, die mit dem früheren Altstadt-Sheriff Josef Vitz einen Organisatoren der Freude gefunden haben.

Alles ist bestens geplant, aber eins bleibt dem Zufall überlassen, ist reine Glückssache: Wer den Königstitel erringt, steht in Gladbach nicht vorher fest. Das entscheidet sich am Samstag, 7. September, ab 15 Uhr, mitten auf dem Alten Markt. Dort schießen wahrscheinlich zwölf Königskandidaten auf einen Holzadler mit Superspannweite. Besonders treffsicher, so heißt es in in der Regel aus gut informierten Kreisen, sollen die beiden Bruderschaftsköniginnen sein, die sich angemeldet haben und auf den Titel zielen. Wenn der Vogel fällt, beginnt das nächste Gladbacher Märchen – mit Krönung und Königskutsche, mit Herz, Schmerz, Seligkeit.